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Vollständige Liste der Ansprechpartner der DLRG Ortsgruppe Kleve e.V. findest du hier .
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Immer mehr Badetote: DLRG (Kleve) fassungslos - „wir warnen ständig“
NRZ vom 27.08.2024, 15:00 Uhr
Von Petra Zellhofer-Trausch
Rüdiger Reusch ist stellvertretender Leiter der Öffentlichkeitsarbeit beim DLRG Ortsgruppe Kleve. Mit der NRZ sprach er über Gefahren im Wasser.
Zum dritten Mal in Folge mehr tödliche Unfälle in Flüssen. Das müsste nicht sein, sagt Rüdiger Reusch, Kreisverband Ortsgruppe Kleve.
Der Sommer neigt sich dem Ende zu und mit ihm die Abkühlung, das Planschen, der Wasserspaß. Zeit für eine Bilanz – leider eine erschreckende: Seit Beginn der Badesaison Anfang Mai sind rund 150 Menschen in deutschen Gewässern ertrunken. In den ersten sieben Monaten des Jahres kamen nach Angaben der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) mindestens 253 Menschen im Wasser ums Leben.
Mit 92 Toten in Flüssen liegt diese Zahl zum dritten Mal in Folge an der Spitze, hinzu kommt der jüngste Unfall in Bimmen. Und das trotz eindringlicher und permanenter Warnungen wie „Schwimmen im Rhein ist lebensgefährlich“, „Der Rhein ist tödlich“, „Denken Sie an die starke Sogwirkung“ oder „Für Kinder ist schon das Plantschen am Ufer dieser Wasserautobahn
Gefahren, die man nicht sehen kann
Rüdiger Reusch ist zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der DLRG-Ortsgruppe Kleve, außerdem Polizeibeamter und Personalwerber der Kreispolizeibehörde Kleve: „Es ist immer schwierig, die Intentionen der Menschen einzuschätzen. Aber: Es steht immer und immer wieder in allen Medien, wir von der DLRG warnen ständig. Aber das muss man auch lesen – und vor allem ernst nehmen!“ Eigentlich müsste es überall am Rhein zusätzlich Schilder geben. Und zwar in verschiedenen Sprachen. „Ich glaube, viele Menschen wissen nicht, wie gefährlich der Rhein ist.“
Aber auch hier stelle sich die Frage, ob diese Warnungen ernst genommen werden. „Es ist doch Niedrigwasser, da kann ich doch knietief reinwaten. Was kann da schon passieren?“, so die Vermutung. „Viele sind sich der Konsequenzen nicht bewusst, denken, sie können aufpassen. Das funktioniert aber nicht, wenn ich plötzlich mit Gefahren konfrontiert werde, die ich nicht sehe.“
Schiffsgeschwindigkeit durch Rheinbegradigung höher
Der Sog großer Schiffe könne wie ein Tsunami wirken, wenn das Wasser sich zurückzieht. „Dann werden einem die Beine weggezogen. Die Kräfte, die hier wirken, kommen auch nicht erst, wenn der Schwimmer das Schiff vor sich sieht. Sie wirken schon vorher und auch noch, wenn das Schiff längst außer Sicht ist“, erklärt Reusch. Und: Der Rhein wurde begradigt, die Schiffsgeschwindigkeit damit schneller.
Buhnen – zum Schutz des Ufers und zur Fixierung des Flusslaufs – sorgen für Verwirbelungen. „Die kann man sogar sehen, Unterwasserströmungen allerdings nicht“, so Reusch.
Doch nicht nur in Flüssen müssen Schwimmer aufpassen, auch im Meer, in Seen, Baggerseen und sogar im Schwimmbad lauern Gefahren. Oberstes Gebot: Nie allein schwimmen gehen und immer aufeinander achten, rät Rüdiger Reusch. „Das ist so wichtig, wenn man einen Krampf oder einen Kreislaufkollaps bekommt.“ Wer nicht in Panik gerate, könne sich bei einem Krampf zumindest auf den Rücken legen und versuchen, den Muskel zu dehnen, bei Kreislaufproblemen habe man allein kaum eine Chance. „Ein Kollege hat mir neulich erzählt, dass er im Urlaub in einem kalten See schwimmen war. Beim Schwimmen merkte er, dass der See zu kalt war. Er war nicht weit drin und ist sofort wieder raus, weil er gemerkt hat, die Füße werden kalt, das Herz schlägt schneller. Als Rettungsschwimmer weiß man, dass das eine gefährliche Situation werden kann, als Schwimmer merkt man vielleicht nur ein Unwohlsein“.
Falsch reagieren in menschlich
Wenn man in Panik gerate, sei es nicht die normale Reaktion, ruhig zu bleiben: „Man fuchtelt mit den Armen, verliert die Orientierung, versucht sich irgendwo festzuhalten, schluckt Wasser. Jeder, der schon einmal in einer Stresssituation war, weiß, dass man fast immer falsch reagiert. Erst wenn man wie zum Beispiel als Rettungsschwimmer immer wieder geübt hat, klappt es vielleicht mit der richtigen Reaktion“, sagt Rüdiger Reusch
Nachwuchs gesucht
Die DLRG wacht mit mehr als 42.000 Rettungsschwimmern jährlich über 2,5 Millionen Stunden über die Sicherheit von Badegästen und Wassersportlern und versucht, Unglücke zu verhindern. Auch die DLRG Ortgruppe Kleve ist immer auf der Suche nach Nachwuchs, um diese Zahl zu erhöhen. Mit zahlreichen Aktivitäten – die sich nicht nur auf eine reine Schwimmausbildung beziehen – ist die Ortsgruppe Kleve vielseitig aktiv.
Wer Rettungsschwimmer werden möchte oder noch Fragen hat, wendet sich per E-Mail an
ausbildung@dlrg-kleve.de.
Und auch wenn das öffentliche Schwimmbad zu den sichersten Bademöglichkeiten gehört, gilt hier auch die Devise: Aufpassen und Rücksicht nehmen. Bei schönem Wetter ist das Sternbuschbad wie alle Bäder voll. „Gefährlich ist hier vor allem der Sprung ins Wasser, nicht vorher gucken, ob nicht auch Schwimmer da sind, ob nicht vielleicht jemand gerade taucht – das ist der Klassiker. Man ist mit sich und seinen Freunden beschäftigt und achtet nicht auf die Umgebung“, so Reusch. Was er auch schon erlebt hat, sind Langstreckentauchgänge, um zu messen, wie lange man die Luft anhalten kann. „Da kann man schon mal kollabieren.“
Die größte Gefahr sei aber vor allem, dass die Menschen nur noch auf sich schauen und nicht mehr aufeinander achten würden.
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